Musikinternat

Musikinternat

Ein Musikinternat bietet sich für Schüler an, die schon früh eine große musische Begabung in sich entdecken und die dieser in ihrer schulischen Entwicklung einen breiten Raum geben wollen. Während Musikinternate früher darauf abstellten, angehende Musiklehrer auszubilden, geht das Spektrum heute deutlich weiter. Zwar steht eine umfangreiche musische Ausbildung auch heute auf dem Programm, doch letztlich zielt ein Musikinternat darauf ab, den Abschluss der Allgemeinen Hochschulreife zu ermöglichen, damit der Schulabgänger bei aller Begeisterung für die Musik zu einem Studium berechtigt wird, das eine andere fachliche Richtung einschlägt. Junge Menschen haben somit durch den Besuch eines Musikinternats schon sehr früh die Wahl, sich musisch weiterzuentwickeln und sich gleichzeitig eine breite Allgemeinbildung für jede akademische Ausbildung zu erwerben. Das lässt ihnen spätestens zum Beginn des Studiums die freie Entscheidung, sich für ihren Traumberuf zu entscheiden, ohne in ihrer Wahl eingeschränkt zu sein.

Musikinternate greifen heute zunächst die klassische Form der musischen Ausbildung auf. Singen im Chor, Stimmausbildung, das Erlernen mehrerer Instrumente, Musikgeschichte und Gehörbildung stehen auf dem Programm. Die Beteiligung an Schülerbands unterschiedlichster Musikrichtungen ist möglich und fördert schon früh einen unterschiedlichen Musikgeschmack. Doch neben dieser vielfältigen musischen Ausbildung geht das thematische Spektrum an guten Musikinternaten noch deutlich weiter.

Letztlich wird hier die Basis für eine Allgemeine Hochschulreife gelegt, die den jungen Absolventen jedes akademische Studium ermöglicht. Das Abitur an einem Musikinternat steht also der Allgemeinen Hochschulreife an einem klassischen Gymnasium nicht nach. Als Ergänzung der musischen Ausbildung kommt auch ein breites Angebot im sportlichen Bereich hinzu, das den musikalischen Inhalt hervorragend ergänzt. Einige Schulen bieten außerdem wahlweise einen sprachlichen oder einen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt an. Die Schüler kombinieren so ihre musikalische Leidenschaft mit einer weiteren thematischen Spezialisierung, wie man sie auch von den klassischen Gymnasien kennt. Damit wird die Basis für eine berufliche Vorentscheidung entsprechend der persönlichen Neigungen schon frühzeitig gelegt.

Das Musikinternat - Die Welt verändern durch Musik

Es ist eine Besonderheit des Jugendalters, das die Jungen und Mädchen zu einer äußerst kritischen Betrachtung ihrer Umwelt und zu vorschnellen Verallgemeinerungen neigen. Gern schließen sie von einem Beispiel, von einem Erlebnis, von einem Ereignis auf das Allgemeine. Es wäre falsch, solche Reaktionen der Internatsschüler scharf zurückzuweisen, ihm das Wort zu verbieten oder die Unterhaltung abzubrechen. Ebenso falsch wäre es aber, diese Neigung als unveränderlich hinzunehmen. In der Familie können wir wesentlich dazu beitragen, den Horizont des Jugendlichen zu weiten, seine Sachkenntnis zu vergrößern, auf den Grund der Dinge zu sehen und einzelnes in einen größeren Zusammenhang zu stellen.
In der weltanschaulichen, politischen und moralischen Erziehung des Schülers gilt es, sich stets auf das Positive zu orientieren. Unsere Gesellschaft ist so reich an Musik, an Erfolgen, an guten zwischenmenschlichen Beziehungen und persönlichem Glück, so dass wir allen Grund zum Optimismus haben. Das soll in unserer gesamten Einstellung zu unserer Gesellschaft, zur Arbeit, im Musikinternat und zum Mitmenschen zum Ausdruck kommen. Diese optimistische Grundhaltung ist auch eine wichtige Voraussetzung für das Zusammenleben im Musikinternat, für die Erziehung des Schülers. Wir würden jedoch einen Fehler begehen, wenn wir Optimismus mit Schönfärberei und Konfliktlosigkeit verwechseln würden. Unsere Gesellschaft schreitet sicher voran, aber dieses Vorwärtsschreiten verläuft nicht ohne Widersprüche. Als Erwachsene haben wir schon viele Erfahrungen sammeln können, wir verstehen zumeist, solche Widersprüche als Entwicklungsprobleme zu erkennen und zu werten, wir ordnen sie richtig ein. Wir unterscheiden auch zwischen Widersprüchen, die objektiv entwicklungsbedingt sind und solchen, die durch subjektives Versagen entstanden und damit an und für sich vermeidbar sind. Der Internatsschüler, der zu Vereinfachungen, zu Überspitzungen, zu einem Schwarz-Weiß-Denken neigt, sieht häufig nur den Widerspruch an sich, er wertet ihn negativ. Er hat vielleicht rein wissensmäßig aufgenommen, dass sich die Entwicklung in Widersprüchen vollzieht, wenn er aber in der Wirklichkeit damit konfrontiert wird, resigniert er nicht selten und kommt er häufig zu vorschnellen Verallgemeinerungen und Reaktionen.

Zu ähnlichen Abwertungen kann es auch kommen, wenn Erwachsene sich nicht so verhalten, wie es der Schüler von ihnen erwartet hat.
Da Internatsschüler in der Regel aus ihrem Herzen keine Mördergrube machen und in der Wahl ihrer Worte nicht sehr bedacht sind, schockieren sie uns nicht selten durch ihre heftigen Reaktionen. Und in unserem Ärger begehen wir dann häufig den Fehler, den Schüler wegen seines Tones zurechtzuweisen; und um ihn zu beruhigen, bagatellisieren wir manchmal sogar die Ursache seines Ärgers. Wir werden aber in unserer Weltanschaulichen und Erziehung nicht weit kommen, wenn wir die realen Widersprüche im Leben unserer Gesellschaft oder in der Entwicklung der Menschen „wegdiskutieren“.
Es gilt, dem Schüler in einem Musikinternat bewusstzumachen, dass sich jede Entwicklung in Widersprüchen vollzieht, dass Widersprüche in unserer Gesellschaft aber im Großen und Ganzen gelöst werden können und dass jeder zu ihrer Lösung beitragen kann. Es bietet sich im Zusammenleben mit den Heranwachsenden in der Familie auch manche Gelegenheit, sie zum Nachdenken darüber anzuregen, ob es nicht auch in ihrem Verhalten und Handeln Widersprüche gibt und sie nicht auch persönlich durch ihre eigenen Unzulänglichkeiten Widersprüche verursachen.

Auch in der Schule, in Musikinternat, im Zusammenleben in der Familie treten dem Jugendlichen Widersprüche entgegen, wird er mit Problemen und Konflikten konfrontiert. Mit unserer Hilfe soll er immer wieder die Erfahrung machen, dass die meisten Widersprüche und Konflikte gelöst werden können. Besonders notwendig ist es, dem Jugendlichen seine eigenen Möglichkeiten zu zeigen, zur Lösung von Problemen beizutragen. Vom „Wegrande“ aus Mängel, Fehler oder andere unliebsame Erscheinungen unseres gesellschaftlichen Lebens zu glossieren oder zu kritisieren, das ist auf die Dauer keine Haltung.